Hurra, endlich wieder Familiendisco!
Gedanken und Eindrücke der Erzieher:innen und Heilpädagoginnen
nach dem Brand
Wir sind geschockt und sehr traurig!
Stehen vor der abgebrannten Kita und können es nicht begreifen.
„Es ist doch nur ein Gebäude!“ sagen manche.
„Ja“, das stimmt. Natürlich sind wir froh, dass keine Menschen zu Schaden kamen.
Und „Nein! Für uns war es mehr als nur ein Gebäude“.
Die Kita Violett war ein Lebens- und Wohlfühlort für Kinder, Eltern und Mitarbeiter:innen.
Es war ein Ort am Puls des Lebens, mit allen Höhen und Tiefen.
Es war ein Ort, an dem gelacht und geweint wurde.
Ein Ort voller Menschlichkeit und ein Ort, an dem Gemeinschaft gelebt wurde.
Ein Ort, an dem Christine Hartmann, als unsere Einrichtungsleitung, in enger Zusammenarbeit mit unserem Förderverein, dem Diakonieverein und der Stadt Freiburg so manches scheinbar Unmögliche möglich gemacht hat. Ganz nach dem Motto „Geht nicht – gibt`s nicht!“
Basierend auf der Wahrnehmung des besonderen Unterstützungsbedarfs der Kinder und Familien mit Migrationshintergrund und in Vernetzung mit den jeweiligen Entscheidungsträgern, wurden immer wieder Grenzen aufgehoben und neu gesetzt. So initiierte Frau Hartmann z. B. schon vor vielen Jahren Deutschkurse für Mütter in der Kita Violett, während ihre Kleinkinder „nebenan“ in einer Spielgruppe für 1- bis 3 jährige betreut wurden. Ebenso ermöglichte sie niederschwellige logopädische und heilpädagogische Förderangebote in „unserer Violett“ und wurde auf diese Weise dem besonderen Förderbedarf der von uns betreuten Kinder und Familien im Stadtteil Weingarten gerecht. Immer angetrieben von dem Wunsch, dass die Kinder und Familien gut in ihrem Leben und in unserer Gesellschaft zurechtkommen.
Und nun, kurz nach unserem Richtfest, kurz vor der Fertigstellung unserer Raumerweiterung zum Kinder- und Familienzentrum, in dem zukünftig auch familientherapeutische Angebote integriert werden sollen, kam es zu diesem unvorstellbaren Brand, der so viel Arbeit, von vielen fleißigen Helfern, zunichte gemacht hat.
In diesem Zusammenhang erleben wir Mitarbeiter:innen die hohe Anteilnahme und Solidarität von „unseren Familien“, die oft alles Vertraute verloren haben und ihre Heimat verlassen mussten. Diese Erfahrung führt zu einer noch stärkeren Verbundenheit mit ihnen.
Frau Hartmann sagte kurz nach dem Brand tröstend zu uns Mitarbeiter:innen:
„Die Kita Violett ist in uns.“ Ja, das stimmt! Und dieser Geist lebt weiter!
So ist es uns sehr wichtig, den uns anvertrauten Kindern und Familien Verlässlichkeit und Sicherheit zu bieten, obwohl wir das Geschehene noch nicht in Gänze realisiert und verarbeitet haben. Wir haben bereits zwei Tage nach dem Brand Begegnungsangebote und regelmäßige – wenn auch verkürzte – Betreuungsangebote gemacht. Wir sind davon überzeugt, dass dies für die Kinder und Familien sehr wichtig war und ist.
Für uns war dies ein ungeheurer Kraftakt, da uns jegliche Infrastruktur fehlte. Wir haben die Kinder im Freien betreut, Ausflüge gemacht und bei Regenwetter, mit Unterstützung des naheliegenden Heilpädagogischen Horts, flexible Lösungen für die Betreuung gefunden.
Und unsere Spielgruppe (1 – 3 Jahre) wurde im nahegelegenen „Interkulturellen Kinder- und Familienzentrum“ der AWO mit offenen Armen aufgenommen.
Die Mitarbeiterinnen des Schulkindergartens im Haus Weingarten haben in einem Eiltempo, unter großer Anstrengung und Belastung, ihre Räume leer geräumt und uns Platz gemacht. So konnten wir bereits am Dienstag den 28.06.2022 mit unseren Kindern in die neuen Räume ziehen.
Wir arbeiten mit Hochdruck daran, diese Räume einzurichten und zu gestalten, damit sich alle wohl fühlen und wir wieder in gewohnter und voll umfänglicher Weise für die Kinder und Familien da sein können.
Es bleibt noch viel zu tun! Wir haben bis zum Wiedereinzug in „unsere Violett“ noch einen Marathon vor uns, obgleich wir bereits einen mehrjährigen Marathon hinter uns gebracht haben. Dieser war geprägt von der Pandemie, dem Fachkräftemangel und dem uneingeschränkten Kita-Betrieb während der laufenden Baustellenarbeiten, seit dem Herbst 2021.
Wir sind trotzdem zuversichtlich, dass wir auch diese große Herausforderung im Geiste „unserer Violett“ meistern werden.
Denn:
„Am Ende wird alles gut. Wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.“
(Oscar Wilde)
Wir bedanken uns für die vielen liebevollen Gesten der Anteilnahme und Unterstützung auf vielen Ebenen!
Dies ist Balsam für unsere Seele in dieser herausfordernden Zeit!
Die Erzieher:innen und Heilpädagoginnen
der „Violett – Kinder und Familienzentrum“
In der Nacht zum 13.06.22 entwickelte sich in der Violett ein Feuer, das zu einem verheerendem und vernichtenden Brand führte.
Wir sind darüber fassungslos.
Die Brandursache ist ungeklärt.
Richtfest-Ost am 23.05.2022
Nun ist das Glas wohl ausgeleert,
drum werf ich es zu Boden niederzerschmettert
braucht es keiner wieder;
doch Scherben bedeuten Glück und Segen
der Bauherrschaft auf allen Wegen.
Wir sind stolz und froh über unsere kraftvollen Handwerksleut,
die die Kunst des Bauens beherrschen.
Hurra!
Wir haben den 1. Platz für unser eingereichtes Video des Badnerliedes gemacht!
Mit großer Freude und wahnsinniger Begeisterung wurde unsere eigene getextete Strophe
des Badnerliedes mit dem 1. Platz ausgezeichnet. Somit haben wir 1.000 Euro gewonnen.
Wir Kiddis mögen Fussball gern,
das ist doch sonnenklar,
wir drücken die Daumen aus der Fern,
dann wird der Traum vom Sieg wohl wahr.
Los Jungs vom SC Freiburg vor,
ein Schuss, ein Treffer dann ins Tor, dann ins Tor,
das wollen wir sehn, die Fahnen wehn,
der Pokal soll in Freiburg stehn.
Wir hatten dabei sehr viel Spaß und Freude.
Dieser Film ist dabei entstanden:
Aufnahme Ihres Kindes ab Oktober 2022!
Bitte melden Sie Ihr Kind ab April 2022 bei uns an.
Das ist möglich, durch das Vormerksystem der Stadt Freiburg.
Gerne können Sie uns auch anrufen und wir informieren Sie gerne.
Insgesamt werden wir bis zu 70 Familien neu aufnehmen und das müssen wir gut organisieren!
Richtfest
Der Herrgott möge seinen Segen
Allzeit dem Kindergarten geben
Und schenken allen Kindern drin
Stets einen guten, frohen Sinn.
Dass dies in Erfüllung geh
Erhebe ich mein Glas zur höh`
Und trink es aus zum Wohl allfort
Hier auf diesen Kinderhort.
Und der Scherben Stück um Stück
Bring den Kindern künftig Glück,
wie auch sonst noch jedermann
so wünsch ich das als Zimmermann!
Hurra! Wir bauen!
Unsere Baustelle läuft seit dem 11. Januar 2022 und wir sind sehr erstaunt und erfreut darüber,
wie gut und wie schnell das geht.
Für die Kinder, die Eltern und uns Fachkräfte ist es großartig zu sehen,
was alles auf der Baustelle passiert. Wir lernen ständig was Neues dazu.
Wir bedanken uns bei den Architekten und den Firmen,
die mit großem Engagement auf der Baustelle arbeiten.
Wenn Sie mehr über die Baustelle wissen möchten, dann klicken Sie hier.
Neue Räume im neuen Jahr
Gestern war der verspätete Spatenstich für den Erweiterungsbau der Kita Violett in Weingarten
KiTa Violett auf dem Weg zum Familienzentrum
Warum machen wir das?
Wir wollen uns für die Anliegen der Familien deutlich mehr Zeit nehmen! Wir wollen Sie stark machen für die herausfordernde Erziehungsarbeit, damit ihre Kinder die Entwicklungsschritte machen können, die für jeden Menschen wichtig sind. Das bedeutet im Wesentlichen die räumliche Erweiterung der Kita mit zusätzlichen Räumen für Elterncoaching, intensive Familienarbeit und für die verstärkte Förderung der heilpädagogischen und logopädischen Förderung. Zusätzlich wird eine U3 Gruppe entstehen und eine altersgemischte Gruppe von 1-6 Jahren. Der bestehende Bau wird renoviert, u.a. die einzelnen Gruppen und die Küche.
Denn:
Die familialen Lebens- und Aufwachsensbedingungen von Kindern haben sich in den letzten Jahrzehnten sehr verändert. Familien sind heutzutage „anders“ als früher: Familien sind autonomer geworden und gestalten individuell – und grundgesetzlich geschützt – ihre eigene Lebenspraxis. Dabei entwickeln sie eine große Formenvielfalt und sind zugleich geprägt von kultureller Unterschiedlichkeit und sozialer Ungleichheit, mit den Folgen von durch Armut belasteten Lebensumständen.
Es bedarf Kraft und Mut diese Situation zu erkennen und anzunehmen, mit dem Wunsch diese zu bewältigen.
Die Kita Violett in Weingarten bekommt für ihren zweizügigen Ausbau 1,3 Millionen Euro, im Entwurf war das Geld nicht vorgesehen.
CDU, ESfA und Grüne hatten jeweils ähnlich lautende Anträge.
(Siehe Badische Zeitung vom 25.03.2021)
Steinkreis und die Kreisläufe des Lebens
Die alten Dakota waren weise:
Sie wussten, dass das Herz eines Menschen, der sich der Natur entfremdet, hart wird; sie wussten, dass mangelnde Ehrfurcht vor allem Lebendigen und allem, was da wächst, bald auch die Ehrfurcht vor dem Menschen absterben lässt. Deshalb war der Einfluss der Natur, die den jungen Menschen feinfühlig machte, ein wichtiger Bestandteil ihrer Erziehung.
Unsere Idee:
Auf der Wiese vor der Kita Violett in Freiburg Weingarten soll in Erweiterung des Urbanen Gartens ein begehbarer Steinkreis mit 12m Durchmesser entstehen. Er soll sowohl Himmelsrichtungen, Planeten, Jahreszeiten und Monate ebenso Steinzeichen verschiedener Kulturen, Elemente und vieles mehr abbilden. Der Kreis ist aufgeteilt wie ein Kuchen mit 12 Stücken. In unseren Fall werden das Beete sein. Im Zentrum des Kreises wird eine Sonnenuhr stehen.
Warum machen wir das?
In Weingarten leben seit Generationen Menschen aus weit über 100 Kulturen aus ganzer Welt. Jede Kultur hat Zeichen und Symbole, die international verständlich sind. Andere Zeichen sind kulturspezifisch und trotzdem ähneln sie einander.
Wir wollen mit der Gestaltung des Kreises Weltwissen abbilden. Im Kreis findet unser Leben statt und jeder Mensch hat seinen Platz und seine Zugehörigkeit im Kreis des Lebens.
Wie ein Brennglas!
Ein Gespräch zwischen Nadyne Saint-Cast und Christine Hartmann über Kitas und Familienzentren
Die „Kita Violett und Familiennetzwerk“ ist eine Kindertagesstätte und ein Familienzentrum in Weingarten. Stadträtin Nadyne Saint-Cast hat sich mit der Leiterin Christine Hartmann über die Herausforderungen der Coronakrise für die Kita und die Bedeutung von Kitas und Familienzentrum für die Bildung unterhalten.
Nadyne Saint-Cast: Wie ging und geht es den Familien in der Kita Violett während der Pandemie?
Christine Hartmann: Corona wirkt wie ein Brennglas. Das was vorher schon schwierig war, wird durch Corona verschärft. In unserer Einrichtung sind Kinder und Familien aus 30 verschiedenen Nationen. Verlust der Arbeit, Kurzarbeit, Fluchterfahrungen – in vielen Familien gibt es Ängste. Dadurch erhöht sich der Stress in der Familie. Dazu kommt die digitale Beschulung, die Beschäftigung der Kleinen, das Zubereiten mehrerer Mahlzeiten am Tag. Die Erwachsenen haben kaum noch Erholungsphasen und so entsteht eine Überforderung, die zu verbalen und körperlichen Grenzüberschreitungen führen kann. Der Nährboden dafür ist Hilflosigkeit und, dass Familien auf sich zurückgeworfen sind. Es gab natürlich auch Familien, die die Lockdown-Zeit gut bewältigt haben.
Nadyne Saint-Cast: Wie geht die Kita Violett mit dieser schwierigen Corona-Situation um?
Christine Hartmann: Wir haben so viele Kinder wie möglich in der Notfallgruppe betreut. Darüber hinaus haben wir schnellstmöglich eine Telefon- Hotline für die Familien aufgebaut. Jede Fachkraft von uns war für eine Anzahl bestimmter Familien zuständig und hat regelmäßig mit den Kindern und Eltern telefoniert. Wir waren so in einem engen Kontakt mit den Familien und konnten Hilfe leisten. Kinder mit heilpädagogischen und sprachlichem Förderbedarf wurden die ganze Zeit über in der Kita gefördert. So war es möglich, Entwicklungseinbrüche einzudämmen.In Kooperation mit der Quartiersarbeit haben wir zweimal in der Woche einen Eltern-Kind-Naturtag in unserem urbanen Garten angeboten. Wichtig war bei allen Aktionen, den Kontakt zu den Familien zu halten, sodass niemand übersehen wird.
Nadyne Saint-Cast: Können Kitas auffangen, was in Familien fehlt?
Christine Hartmann: Grundsätzlich sind Kitas familienbegleitende Angebote. Eine Kita integriert eine große Spannweite sozialer Unterschiede – von sehr gut organisierten Familien bis hin zu Familien mit einer Fülle schwer zu bewältigender Lebenssituationen. Wir beobachten, dass die Familiensituation vieler Kinder und Familien zunehmend sehr komplex ist. Die Kita allein kann diese Herausforderungen der Kinder und Familien nicht bewältigen. Nur gemeinsam mit den Eltern können wir Erfolge erzielen. Dafür braucht es Familienzentren.
Nadyne Saint-Cast: Was machen Familienzentren konkret und warum sind sie so wichtig?
Christine Hartmann: Kitas, die sich zu Familienzentren entwickeln, haben zum Ziel, eine gelingende Zusammenarbeit mit Kindern und Familien aufzubauen. Kinder- und Familienzentren sind Bildungs- und Entwicklungsorte, die Selbsthilfepotentiale der Eltern aktivieren. Ein Familienzentrum bietet alles unter einem Dach an: Erziehung, Bildung, heilpädagogische und sprachliche Förderung der Kinder sowie familientherapeutische Hilfen. Eltern werden z. B. über Elterncafés in Erziehungs- und Ernährungsfragen unterstützt. Ein gutes Aufwachsen von Kindern gelingt nur, wenn Familien die professionellen Unterstützungssysteme niederschwellig nutzen können. Es ist wichtig, dass ein Familienzentrum im Quartier gut vernetzt ist: Mit der Quartiersarbeit, der Grundschule, den Ärzt*innen, der Psychologischen Beratungsstelle, der Polizei. Dies ist für die Fachkräfte enorm wichtig, weil sie die Herausforderungen nicht alleine bewältigen können.
Nadyne Saint-Cast: Welche Bedeutung haben Kitas in unserem Bildungssystem?
Christine Hartmann: Der Grundstein für den Bildungserfolg des Kindes sind Bindung und Beziehung. Sie sind Basis für das Erlernen grundlegender Kompetenzen und Fähigkeiten. Zum Beispiel: Konzentriert bei einer Sache bleiben. Diese werden in den ersten drei Lebensjahren erworben. Danach geht dieses Entwicklungsfenster zu. Bei der frühkindlichen Bildung geht es also darum, ein lebenslanges, selbständiges Lernen in jedem Alter zu ermöglichen. Der Erwerb dieser Kompetenzen hat Auswirkungen auf unser ganzes Leben – beruflich wie privat!